Eigentlich sind Jeansjacken für Herren Kult als bloße Modeerscheinung. Dazu kommt ein nahezu für jeden Mann vorhandener, sehr hoher Mehrwert im Alltag. Der einer Jeansjacke immanente Stil an sich kann niemals von einer anderen Machart dauerhaft übertroffen werden, indem der ursprüngliche Charakter verdrängt werden könnte – jegliche Art von Nachahmung einer Jeans oder einer Jeansjacke kann, gemessen am Original, maximal ein kurzlebiger Versuch bleiben.

Jeansjacke vom vom Außenseiter zum Kultkleidungsstück

Jeder Kult hat seine Geschichte, so gibt es zur Jeansjacke bereits viel zu erzählen. Und, wie so oft, gelten Innovationen vorerst als verpönt. Ob bei Mikrowelle, Jeansjacke oder Tattoos: Der Mainstream schreit auf, ordnet die Neuerung einer Minderheit zu, versetzt ihr ein negatives Image bis sich das Blatt schließlich wendet und Mehrheitstauglichkeit erreicht ist.

So galt anfangs auch das Tragen einer Jeansjacke als Zeichen von Rebellion und Bruch mit gesellschaftlichen Zwängen. Doch zum Anfang ihrer Historie, die interessante Facetten aufweist und selbst Rückschlüsse auf die Qualität von heute indiziert.

Während der Jeansstoff anfänglich den Goldgräbern in den USA diente und von den gehobenen Geschichten noch verachtet wurde, griffen die Teenager aller Gesellschaftsschichten nach dem 2. Weltkrieg die Modeerscheinung dankbar auf.

Die „Raw Denis-Jeansjacke“ für Herren war in den 50er Jahren erstmals der Masse zugänglich und versah den meist jugendlichen Träger mit einem Statussymbol mit Protestcharakter. Zuvor griffen eher die US-Farmer auf sie zurück.

Innovation aus der Not heraus

In Form von Hosen aber kennt die Welt Jeans seit mehr als 120 Jahren. Eigentlich war es „nur“ die Unverwüstlichkeit, welche den Stoff von den anderen Materialien entscheidend abhob. Nieten zur Verstärkung an den Taschen sorgten ebenfalls für eine Robustheit eines bis dato unbekannten Ausmaßes.

Levi Strauß, ein Straßenhändler mit jüdischen Wurzeln aus Bayern stammend, flüchtete rechtzeitig vor dem Holocaust in die USA und bot dort den dortig aktiven Goldgräbern zuerst Zeltplanen und anderes Utensil feil. Der Mangel an entsprechender Arbeitskleidung für Goldgräber machte ihn auf deren Probleme aufmerksam. In Zusammenarbeit mit dem Schneider Jacob Davis boten sie die ersten Jeans an und die dicht gewebte Baumwolle wurde zuerst durch bloße Mundpropaganda in ihren Kreisen zur Nummer Eins und überzeugte auf Anhieb.

1873 übernahm Levi Strauß die breite Vermarktung. Er hatte, im Gegensatz zu Davis als eigentlichen „Vater“ der Erfindung, das Geld zur Patentanmeldung. Dessen hoch qualitative Verarbeitung mit Nieten war in Verbindung mit dem Material die Basis für den später weltweiten Erfolg. Noch während des 2. Weltkrieges blieben die Jeans allerdings manchen Soldaten vorbehalten.

Jeansjacken – „Vintage-Modell“ oder schlicht normal?

Der Name Levis ist heute untrennbar mit Jeans verbunden – eine Marke, welche mit der „Levis 501“ weltweit für ein Unikat steht und durch die Schnitte nach außen erkennbar macht. Von Jeans zur Jeansjacke war es kein allzu langer Weg: Zuvor als Latzhose eher zweckgemäß auch für den Oberkörper erschaffen kam es kurz nach dem weltweiten Boom der Jeans zur Geburt der Jeansjacke, die von der Aufmachung her noch immer ähnlich ist, auch wenn manche extravagant Modelle immer wieder einmal ausscheren.

Die Grundform seit vielen Jahrzehnten ist beständig mit zwei Brusttaschen, zwei seitliche Nahttaschen, Hemdkragen und Metallknöpfe. Levis bietet, mittlerweile unter der Bezeichnung „Vintage Modell“, die traditionelle Ausführung der Jeansjacke an, während auch unzählige „No name“-Produzenten auf dieselbe Machart vertrauen ohne sie extra zu benennen.

Unter den Damen-Kollektionen findet man die phantasievollsten Ausführungen, die mit der legendären Jeansjacke außer dem Material kaum noch etwas gemein haben: Besetzung mit Steinchen, Long-Jacken, bunte Farben – beim Herren spielen sich die Ausführungen eher im dezenten Rahmen ab. Doch schon längst trägt auch die Frau die eigentlich maskuline Ausführung ohne dass die optische Gesamterscheinung irgendwie beeinträchtigt wäre.

Die Fashionwelt bezieht Jeanskleidung immer wieder in ihre Kollektionen ein und lässt sie gelegentlich in etwas anderem Licht erstrahlen, so etwa in den 1980er Jahren mit den „Stone-washed-Ausführungen“ oder noch früher mit seitlichen Streifen ausgestattet. Es fällt aber auf, dass sich der Stil dabei nie wirklich verändert hat und das ist auch gut: Die maskuline, raue Ausstrahlung der Jeansjacke blieb erhalten, die auch heute manch Ältere noch an James Dean und Marlon Brando erinnert.

Die Auswahl von heute und Qualitätsfaktoren

Wer sich heute für Jeansjacken oder Hosen entscheidet, hat im Grunde zwei Möglichkeiten: Modelle aus Südostasien, die in ökologischer und sozialer Hinsicht unter problematischen Bedingungen produziert werden und teure Modelle aus dem Westen. Freilich bedient asiatische Herkunft die Masse, zumal preislich ein großer Unterschied besteht.

Jeans aus dem Hause Levis, Wrangler oder vereinzelt andere, die in den USA oder Europa hergestellt werden, finden sich in ungleich geringerer Stückzahl. Kritik an den Produktionen der ersten Gruppe bezieht sich vor allem auf den immensen Wasserverbrauch und Einsatz von Pestiziden. Aber auch die Gesundheit der Arbeiter ist oft ernsthaft bedroht.

Levis und andere starteten bereits Programme zur Senkung des ökologischen Fußabdruckes und auch hinsichtlich dessen sind die Raw-Denis-Jacken hier die unschädlichste Wahl: Zusatzbehandlungen sind hier nicht notwendig, welche etwa dem Stone-wash-Effekt unweigerlich anhaftet. Dieser trägt außerdem den Nachteil in sich, die zu erwartende Lebensdauer deutlich zu verkürzen.

Die Langlebigkeit der Jeansjacken von heute lässt sich durch nichts besser belegen als durch ihre Entstehungsgeschichte. Wer tatsächlich eine qualitativ schlechte aber teure Jeansjacke erwirbt, hat es wohl mit geplanter Obsoleszenz zu tun, denn die Innovation der vorigen Jahrhunderts schließt das eigentlich aus. Geplante Obsoleszenz bedeutet, dass in der Produktion bewusst durch Einsatz kurzlebiger Bestandteile die Lebensdauer eines Produkts verkürzt wird.

Natürlich gibt es auch typische Qualitätsunterschiede, ob beim Material oder der Verarbeitung. Ein interessanter Test des deutschen Senders ARD ergab im Jahr 2014 hinsichtlich der Jeans-Qualität einen signifikanten Vorteil für Levis-Produktionen, gefolgt von G-Star und am Ende der unteren Skala reihen sich Produkte der bekannten Diskounter.

Wrangler soll in Sachen Qualität Levis die Stirn bieten. Auch die Arbeitsbedingungen wurden dabei erhoben – die nachdenklich stimmenden Ergebnisse lassen sich erahnen. Ob billig hier nicht doch eigentlich teuer ist, kann jeder für sich beurteilen. Es gibt weitere, und zwar hochpreisige, Designer die Einzug in Negativ-Listen fanden, gerade bei Hosen, die schon kurze Zeit nach dem Kauf an den Knien ihre Farbe verloren haben sollen.

Esprit schaffte mit sogar drei Modellen den Einzug in eine Liste der schwarzen Schafe in der Schweiz, wo bei normalem Gebrauch im Büro am Hinterteil der Stoff an denselben Stellen aufgerissen sein soll – nämlich an einer Stelle, wo auch Liebhaber vom „zerrissenen Style“ keine weitere Verwendung für das teure Stück finden konnten. Ob das bei drei Modellen der Jeansjacke als Zufall betrachtet werden kann, darf dahingestellt sein.

Die traditionelle Jeansjacke wird alle paar Jahre in Form eines „Comebacks“ gefeiert, doch betrachtet man die Historie objektiv, kommt man zum Schluss: Sie hat niemals an Beliebtheit verloren, war in jedem Jahrzehnt seit ihrem Bestand ein sogenanntes „Basic“ in der Herrengarderobe und konnte auch immer getragen werden ohne den Träger alt aussehen zu lassen.

Und dabei tat und tut es schon lange nichts mehr zur Sache, wie alt der Träger selber ist: Vom Baby bis zum Greis sind die Kultobjekte erhältlich und es ist unwesentlich, ob der Kauf in den 80ern stattfand oder gestern. Die Anschaffung rechnet sich.

Zum Thema Langlebigkeit aber, der wohl einzig wirkliche Unterscheidungsfaktor, kann man freilich nur Prognosen mit Vorbehalt aussprechen. Doch ein bisschen Recherche lässt immer wieder neue Testergebnisse zum Thema auffinden und bei einer Jacke ist der Verschleiß generell geringer als beim Beinkleid, welches immerhin permanent beim Tragen strapaziert und gedehnt wird.

Fazit zur Jeansjacke für Männer

Zum Kauf einer Jeansjacke kann daher nur geraten werden: Ob warm gefüttert im Winter oder als Übergangsjacke findet sie im Alltag ausreichend Gelegenheit zur Anwendung.

Coypright Titelfoto: shutterstock / Lizenzfreie Stockfotonummer: 511496203

Gepostet von Sebastian

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3 Kommentare

  1. Lifestyle Sonntag #88 | Männer-Style 21.02.2016 um 12:15

    […] Levi’s Vintage Clothing die Nachbildung der 1880 Triple Pleat Blouse, die zu einer der ersten Jeansjacken aus dem Levi’s Archiv zählt, das 1930 Homerun Flapper Shirt, bestehend aus kleinen Quadraten […]

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  2. Lifestyle Sonntag #176 | Männer Style 29.10.2017 um 12:15

    […] Es gibt immer einen Grund zu Feiern und wenn es „nur“ der 50. Geburtstag der Type III Trucker Jacket ist. Anlässlich dieses Ehrentages eröffnete Levi’s® am vergangenen Donnerstagabend mit über 500 geladenen Gästen eine Pop-Up Fotoausstellung im Herzen Berlins. Bis Ende Oktober, um genau zu sein bis zum 29. Oktober 2017, erzählt die Ausstellung noch die Geschichte eines der wohl ikonischsten Kleidungsstücke Amerikas: der 1967 70505 Type III Trucker Jacket, auch bekannt als Inbegriff der Jeansjacke. […]

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  3. […] of the Week #197 nicht etwa auf einen dicken Mantel oder zig Schichten Kleidung. Vielmehr auf eine schlichte, bequeme Jeansjacke. Ein Kleidungsstück, welches zu jeder Jahreszeit eine gute Figur abgibt und in verschiedenste […]

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